Richthofen: Der Rote Baron

Richthofen: Der Rote Baron
Richthofen: Der Rote Baron
 
Manfred Freiherr von Richthofen kam in einer militärisch geprägten, konservativen preußischen Familie zur Welt. Er wurde auf eine Militärlaufbahn hin erzogen und war mit 20 Jahren Kavallerieleutnant. Im Ersten Weltkrieg zog es ihn zur Fliegerei, und schon bald entpuppte er sich als begabter Pilot. In drei Jahren erzielte er 80 Luftsiege und machte eine steile Karriere bis hin zum Rittmeister und Kommodore. Im April 1918 wurde er abgeschossen und tödlich verwundet.
 
 Familie und Jugend
 
Manfred von Richthofen wurde am 2. Mai 1892 in Breslau geboren. Sein Vater war Major Albrecht Freiherr von Richthofen, seine Mutter Kunigunde, geborene Schickfuß. Neben seiner älteren Schwester Elisabeth hatte er noch zwei jüngere Brüder, Lothar und Bolko. Manfred von Richthofen wuchs in einem militärisch geprägten, konservativen preußischen Elternhaus auf. Bis 1903 erhielt er häuslichen Privatunterricht, danach wurde er auf die Militärschule in Wahlstatt geschickt. Die Zeit bis 1909 verbrachte er im Kadettenkorps dieser Militärakademie, und von 1909 bis 1911 studierte er an der Militärakademie in Lichterfelde, wo er auch sein Examen zum Fähnrich ablegte.
 
 Die militärische Karriere
 
Im April 1911 begann der Fähnrich Manfred von Richthofen seinen Militärdienst bei dem Ulanenregiment »Kaiser Alexander«. Ein Jahr später wurde er zum Leutnant befördert. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs kam er als Versorgungsoffizier zur 5. Deutschen Armee an die Westfront. Offensichtlich gefiel es dem ehemaligen Kavalleristen nicht bei der Infanterie, denn er beantragte im Mai 1915 seine Versetzung zur Luftwaffe. Im Juni wurde ihm eine vierwöchige Schulung zum Beobachter bewilligt. Er flog diverse Einsätze im Osten und später im Westen und war es bald leid, als Beobachter und Bordschütze in einem schwerfälligen Bomber mitzufliegen. Er beschloss, Jagdflieger zu werden. Die Jagdflugzeuge befanden sich zu Beginn des Ersten Weltkriegs im Experimentalstadium. Technische Neuerungen folgten im Monatsabstand, die Piloten waren Jagdflieger und Testpilot zugleich.
 
 Richthofen als Jagdpilot
 
Am 15. November 1915 ging Richthofen zur Jagdpilotenausbildung nach Döberitz und am Weihnachtstag bestand er nach ca. 25 Schulflügen seine Prüfungen. Richthofens erstes Jagdflugzeug war ein umgebauter Albatros-Zweisitzer. Mit dieser Maschine schoss er im April 1916 seinen ersten Feind über Verdun ab. Richthofens fliegerische Fähigkeiten blieben nicht unentdeckt, und so wurde er am 1. September 1916 zu der neuen, besonders schlagkräftigen Jagdstaffel 2 (Jasta 2) versetzt. Am 17. September 1916 erfocht er seinen ersten anerkannten Luftsieg, für den ihm ein silberner Ehrenbecher verliehen wurde; 79 weitere folgten. Nach seinem 16. Luftsieg am 4. Januar 1917 wurde er zum Kommandeur der Jasta 11 ernannt, in der auch sein Bruder Lothar flog. Das Durchschnittsalter der 21 Piloten lag bei 25 Jahren.
 
 Der Rote Baron
 
Im Juni 1917 wurden die Jagdstaffeln zu Jagdgeschwadern zusammengefasst. Manfred von Richthofen, der inzwischen zum Rittmeister befördert worden war, bekam das Kommando über das Jagdgeschwader 1, das aus den Jastas 4, 6, 10 und 11 bestand. Seine Piloten waren krasse Individualisten, die sich der Anweisung, ihre Maschinen zu tarnen, widersetzten und sie ziemlich bunt anstrichen, sodass das Geschwader recht schnell den Spitznamen »fliegender Zirkus« bekam. Richthofen selbst hatte sein Albatros-Jagdflugzeug rot anmalen lassen, woher sich seine diversen Spitznamen wie etwa Roter Baron oder Le diable rouge ableiteten. Seine Tätigkeit als Kommodore hinderte Richthofen nicht daran, weiter selbst Jagdeinsätze zu fliegen. Im Juli 1917 wurde er bei einem dieser Einsätze am Kopf getroffen, und es gelang ihm nur mit Mühe, seine Maschine zu landen.
 
 Der Fokker Dreidecker
 
Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt und Erholungsurlaub kehrte Richthofen im Oktober 1917 zu seinem Geschwader zurück. Obwohl er noch unter Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen litt, flog er weiter. Seine Piloten wurden zu dieser Zeit mit einem neuen Flugzeug ausgerüstet: dem Fokker Dreidecker Dr 1. Diese Maschinen waren wesentlich manövrierfähiger und steigfähiger als alle alliierten Maschinen. Der Dreidecker ist als das Flugzeug des »Roten Barons« in die Geschichte eingegangen. Es war, wie vorher schon der Albatros -Jäger, vollständig rot lackiert.
 
 Der letzte Sieg
 
Am 20. April 1918 erzielte Richthofen seinen letzten Sieg in einem Luftkampf. Am folgenden Tag flog er wieder einen Jagdeinsatz. Es kam zu einem Luftkampf mit britischen Jagdflugzeugen, Sopwith Camels. Richthofen verfolgte eine Maschine, in der der junge und unerfahrene Leutnant W. E. May saß, der den strikten Befehl hatte, sich aus den Kampfhandlungen herauszuhalten. Der Kommandeur der britischen 209. Schwadron, der kanadische Captain Arthur R. Brown, setzte sich nun seinerseits hinter den roten Dreidecker, um seinen Leutnant zu retten; zwei Maschinengewehrsalven später war von Richthofen tot. Seine Maschine stürzte neben der Straße von Bray nach Corbie ab.
 
Richthofen war auf alliiertem Gebiet abgestürzt. Er wurde am 22. April 1918 in Bertangles durch die Briten mit allen militärischen Ehren beigesetzt. Deutsche Piloten flogen ungehindert über das Grab und warfen Kränze ab. Im Gegenzug flog die Royal Air Force über die deutschen Linien und warf dort Flugzettel ab, auf denen zu lesen war:
 
An das deutsche Fliegerkorps
 
Rittmeister Baron Manfred von Richthofen ist am 21. April 1918 im Luftkampf gefallen. Er wurde mit allen militärischen Ehren bestattet.
 
Von der britischen Royal Air Force.
 
 
Wohl kein anderer Jagdflieger ist so bekannt geworden wie Manfred von Richthofen, sowohl innerhalb als auch außerhalb Deutschlands. Vielleicht liegt dies weniger daran, dass er viele Gegner abschoss, als vielmehr daran, wie er es tat. Die Jagdpiloten des Ersten Weltkriegs waren vielleicht die letzten Kämpfer, die sich den Luxus leisten konnten, ritterlich und als Gentlemen gegeneinander anzutreten. Die strikte Weigerung Richthofens und seiner Leute, ihre Maschinen zu tarnen, trägt zu diesem Bild bei. Die grellbunten Jagdflugzeuge des 1. Jagdgeschwaders erinnern so gesehen an die Schabracken und Wappen höfischer Turniere. —
 
Seit 1961 trägt das NATO-Geschwader 71 in Wittmund von Richthofens Namen.
 
 
Norman Franks und Alan Bennett:Der Rote Baron - sein letzter Flug. Aus dem Englischen. Königswinter 1998.
 Manfred von Richthofen: Der rote Kampfflieger. Die persönlichen Aufzeichnungen des Roten Barons, mit dem »Reglement für Kampfflieger« Hamburg 1990.

Universal-Lexikon. 2012.

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